WIE FÜHLT SICH STERBEN AN?

Dieser Tage und Wochen scheint erneut ein Portal geöffnet zu sein. Etwa zwei Mal im Jahr häufen sich in meinem TK-Alltag die Fälle, in denen ich Tiergeschöpfe und deren Menschen auf dem Weg aus dem Körper begleite.

Begleitung heißt in diesem Fall: ich übersetze ihre Wünsche, teile die körperlichen Beschwerden und ihre eigenen Gedanken zu dieser Reise mit, übermittle Nachrichten an jene, die im Körper zurückbleiben.

Vor zwei Tagen hatte ich ein äußerst berührendes Gespräch mit Kater Digger.

In unserer mentalen Verbindung äußerte er sich über das Abschied nehmen, beschreibt seine Sicht auf die Dinge.

Wie fühlt sich sterben an und warum es so wichtig ist, diesen Weg mit Bewusstheit und Wachheit zu gehen, wenn es denn möglich ist – darum soll es in diesem blogartikel gehen.

Ich teile hier einige Gedanken von Digger zu seiner bevorstehenden Reise mit Euch, denn ich bin fest davon überzeugt, das diese letzte Lebensphase für alle Geschöpfe wichtig ist. Damit sie in Frieden hinüberwechseln können, in die körperlose Dimension.

Vor einigen Wochen ist Diggers Schwester Emily würdevoll und sanft aus ihrem Körper gegangen. Auch ihren Weg haben ihre Leute mit aller Kraft und aller Hingabe begleitet. Nur wenige Wochen später wurde bei dem starken, schwarzen Kater ein Tumor im Unterkiefer diagnostiziert und nun bereitet auch er sich vor, diese Reise anzutreten.

Eine Reise, die wir alle antreten, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

 

WAS PASSIERT, WENN WIR UNSEREN KÖRPER ZURÜCK LASSEN?

Täglich fühle ich mich in Diggers Körper sein und er schickt mir bereitwillig, was in ihm vorgeht. Für seine Menschen ist das überaus tröstlich, denn vieles ist von außen nicht unbedingt sichtbar.

Außerdem tut es gut, zu hören, was das geliebte Katerwesen sich wünscht, was man vielleicht tun kann, um es ihm zu erleichtern. Und letzten Endes möchten seine Leute einfach wissen: Kannst Du noch? Willst Du diesen Weg weitergehen?

Inzwischen habe ich Digger so oft daran erinnert, das es eine Möglichkeit gibt, den Weg abzukürzen, dass er nur noch müde abwinkt. Er weiß um diese Spritze, die den Weg verkürzt- aber er ist noch nicht soweit. Im Moment möchte er einfach noch alles vom Leben mitnehmen, möchte ganz bewusst und in Würde Abschied nehmen.

Abschied von seinem Körper, seinem Leben, seinen Leuten.

Der Kater, den ich vor noch vor paar Monaten an der Strippe hatte, hat sich verändert.

STERBEN GEHT NICHT IMMER LEICHT

 

Dieser herrliche Kater, der für sein Leben gern Leckereien aß, den die Krankheit seiner Schwester und ihr Sterben noch vor einigen Wochen zutiefst erschreckte und der sich gar nicht vorstellen konnte, dass auch er diesen Weg einmal gehen würde – dieser Kater ist heute fast nicht zu wieder erkennen.

Und das nicht nur äußerlich, in Form seines schwächer werdenden, sich bereit machenden Körpers. In den letzten Wochen fand bei dem herrlichen Katergeschöpf eine Art innere Transformation statt, ein großer Prozess, gleichzeitig verbunden mit innerem Wachstum.


DIE LETZTE LEBENSPHASE

 

In vielen Gesprächen schickt Digger mir dieses unglaublich schöne Gefühl des inneren Friedens, seines Friedens. Und das ist es wohl, worum wir wir unsere Geschöpfe bringen, wenn wir den Weg immer wieder abkürzen – auch wenn wir dies in den meisten Fällen mit guter Absicht tun: Das Gefühl des inneren Friedens ist wesentlich für den Übergang in diese andere Dimension.

 

DIE SEELE BRAUCHT ZEIT, UM SICH VORZUBEREITEN

 

Unser Körper und unsere Seele brauchen Zeit, um diese Reise vorzubereiten. Indem wir uns vorschnell für die Spritze entscheiden, nehmen wir dem geliebten Wesen diese Zeit. Die Zeit der Vorbereitung.

 

STERBEN IST EIN PROZESS

Kater Digger ist in den letzten Wochen so sehr gewachsen, ist stärker, sicherer und wissender geworden. Sein Wachstum hat innerlich stattgefunden.

Rein äußerlich ist er nur noch ein Schatten seines einst kraftvollen Selbst: er wird dünner, die Muskulatur schwächer, vor drei Tagen hat er das Essen eingestellt.

Doch sein inneres Wachstum findet weiterhin statt, Tag für Tag. Es ist ein ebenso natürlicher Prozess, in dem er steckt, wie das Wachstum eines Embryos und die anschließende Geburt.

Denn auch dieser Part, der Abschied und das Sterben, all das ist Teil des Lebens – der Weg aus dem Körper – und es ist wichtig, ihn mit allen Sinnen zu erleben. Immer vorausgesetzt, man ist dabei nicht unerträglichen Schmerzen ausgesetzt ist.

Sterben ist also, ganz genau wie die Geburt, ein Prozess. Wenn wir diesen Weg gehen, ohne ihn vorzeitig zu beenden, dann gelangen wir eher zu Erkenntnissen und Erfahrungen, die uns reifen lassen. Innerlich.

Äußerlich sehen wir wahrscheinlich nicht mehr besonders gut aus, denn unser Körper macht sich ja bereit, zu Mutter Erde zurück zu gehen.

Doch während unser Körper schwindet, tritt an dessen Stelle das ewige Licht in uns. So macht sich sich unsere Seele bereit für die Reise zurück nach Hause.

 

 

WENN DER KÖRPER SICH BEREIT MACHT

 

Lassen wir uns auf diesen Prozess ein, erfahren wir inneres Wachstum.  Erfahren Dinge, erlangen Wissen, welches uns in gewisser Weise vorbereitet. Vorbereitet auf das, was nach dem irdischen, physischen Leben auf uns wartet.

Und so ebnet der Sterbeprozess in gewisser Weise den Weg für unsere Seele – denn es ist die Phase, die uns vorbereitet auf die Dimension, in der Materie und Körper keine Rolle spielen.

Die Dimension, aus der wir alle kommen.

Sterben ist einfach der Teil des Lebens, bei dem wir unsere Hülle, den physischen Körper, zurücklassen und dahin gehen, wohin wir alle gehören: nach Hause.

Es mag etwas merkwürdig klingen – aber genauso fühlt es sich an, wenn die Tiere mir beschreiben, was sie fühlen. Die meisten Tiere wissen um den Prozess, den Kreislauf des Leben und sie wissen um den Ort, der auf sie wartet, wenn unsere Hülle wieder der Erde übergeben wird.

 

EIN KATER IM STERBEPROZESS

 

Digger empfängt mich mit einer großen, friedlichen Präsenz.
Er ist sehr klar und sehr bewusst und schickt:

„Ich nehme Abschied. Abschied von diesem Körper, diesem Leben, Abschied von Euch in der körperlichen Form. Und nichts daran ist verkehrt.“

„Eure Liebe, Eure Gegenwart bestärkt mich, stützt mich. Es ist alles genau richtig so.“

Er schickt mir das Gefühl:
„Es liegt eine Schönheit in dieser Phase des Lebens, die ich nicht hab kommen sehen. Und Emi, unsere Emily, sie ist da und begleitet mich von der Ferne, in die ich bald gehe. Es ist nichts Schlimmes daran, das fühle ich. Ich mache mich bereit. Aber ich bin noch nicht soweit den Körper zu verlassen. Es ist nah, aber solange ich noch die Dinge tun kann, die mir wichtig sind, ist es noch nicht an der Zeit.“

Digger hat das Essen vor einigen Tagen eingestellt, trinkt noch, benutzt die Toilette. In seinen wachen Phasen ist er sehr bewusst, sehr präsent, besucht den Freisitz, macht seine Katerrunde im Haus. Seine Menschen gehen mit ihm jeden Weg und stützen ihn, so schwer diese Reisevorbereitungen auch sein mögen.

Denn es ist ganz und gar nicht leicht, einem geliebten Geschöpf dabei zuzusehen, wie es sich bereit macht, seine irdische Hülle zu verlassen – es erfordert verdammt viel Mut, noch mehr Stärke und großes Vertrauen.

Vertrauen in den Prozess.

Ich bewundere diese lieben Menschenwesen sehr, ermöglichen sie ihren Fell-Familienmitgliedern doch etwas, was den meisten unserer Tiere nicht vergönnt ist.

Digger schickt:

„Ich lasse los. Langsam, mit allen Sinnen. Der Körper ist gerade zweitrangig, ich weiß, das ich ihn zurücklasse. Es ist in Ordnung. Es gibt gerade (noch) keinen Grund, diesen Prozess zu beenden, vorzeitig zu beenden.

„Es wäre in etwa so, als ob Du auf Deiner Reise nach Neuseeland die Fenster und Scheiben verhängst, die Augen und Ohren zuhältst, so lange, bis Du dort bist. Du bringst dich um vieles, wenn Du das tust. Und genauso empfinde ich es gerade.

„Ich will mit allen Sinnen erfassen, was passiert. Es sind keine unerträglichen Schmerzen, es ist ein schwächer werden, ein schwinden. Ich möchte alles ganz bewusst fühlen und spüren. Ich nehme Abschied vom Leben, auf meine Weise, in meinem Tempo. Und es ist gut, das ihr einfach da seid.“

 

MEIN TIER BEIM STERBEN BEGLEITEN

 

Es ist wahnsinnig berührend, wenn wir diesen Weg mit unserem geliebten Fellgeschöpfen bis zum Ende gehen – in welcher Weise auch immer.

Es kostet uns Kraft, und doch gehen wir mit einer neuen Stärke daraus hervor – und diese hätten wir nicht erlangt, wenn wir den Weg wählen, denn so viele TierÄrzte viel zu schnell empfehlen.

Und es geht nicht darum, unerträgliche Schmerzen zu erdulden bis zum bitteren Ende – dafür gibt es diese Spritze und das ist ein Segen.

Es geht vielmehr darum, auch diesen natürlichen Weg wieder vor Augen zu haben und diesen in Betracht zu ziehen.

 

UND DANN IST DA GANZ VIEL INNERER FRIEDEN

Digger verabschiedet sich von der Welt. Und er erfasst sie mit all seinen Sinnen – diese Welt – wenn er wach ist, ist er bewusst und klar. Es ist für ihn der Abschied aus diesem Körper, aus diesem Leben, der Abschied von Euch.

Er schickt mir ein unglaublich schönes Gefühl des inneren Friedens. Wählen wir den Weg der Spritze, so bringen wir das geliebte Geschöpf häufig um dieses tiefe, friedvolle Gefühl.

Es ist ein Prozess, der verschiedene Phasen durchläuft – ähnlich der Geburt.

Ein Prozess, bei dem die Seele sich bereit macht, den Körper zu verlassen.

 

Abseits aller Stofflichkeit, aller Materie.
Und dann sind wir auf dem Weg in eine Dimension, in der wir zwar hüllenlos, aber nicht verschwunden, nicht weg sind. Wir sind dort nicht tot.

Das, was wir in Wahrheit sind, was uns ausmacht, das bleibt für immer.
Ist eine Form von zeitloser Energie, die existiert ohne physische Form.